In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal der Mädchen*- und Frauen*März mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen unterschiedlicher Organisationen und Träger des Bezirks Spandau statt. Das gesamte Programm können Sie auf der Webseite des Bezirksamts hier herunterladen.
Anlässlich der Veranstaltungsreihe rund um den Internationalen Frauentag am 8. März – von manchen auch als Frauenkampftag bezeichnet – möchten wir Frauen aus den Projekten der GIZ gGmbH diesen März zusätzliche Möglichkeiten einräumen, ihre Geschichten und Perspektiven mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hier ist eine von ihnen:
„Meine eigene Entscheidung“ – Text zum Spandauer Mädchen*- und Frauen*März
Meine eigene Entscheidung
Mein Name ist Arezoo Farhadi und ich komme aus dem Iran. Seit 2015 lebe ich in Deutschland. Das ist meine Geschichte: Ich war erfolgreich in der Schule und habe an der Universität Umweltingenieurwesen studiert. Nachhaltigkeit in der Infrastruktur hat mich sehr interessiert. Leider habe ich mein Studium nicht zu Ende bringen können, da ich während meines letzten Studiensemesters das Land verlassen musste.
Der Grund dafür war, dass ich mich in einen Mann verliebt habe, wir wollten heiraten. Frauen haben es im Iran sehr schwer, und dieser Mann war sehr gut zu mir. Um die Beziehung öffentlich zeigen zu können, um eine Familie gründen zu können, um Bestrafungen zu entgehen, hätten wir heiraten müssen. Aber mein Mann war aus Afghanistan geflüchtet – im Iran dürfen Frauen nur mit staatlicher Zustimmung ausländische Männer heiraten. Diese bekamen wir nicht und daher beschloss ich, mit ihm den Iran zu verlassen, um ein neues selbstbestimmtes Leben in einem Land zu beginnen, in welchem wir frei sein können zu lieben wen wir möchten.
Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so schwer werden würde. Auf der Flucht gab es viele Tage an denen wir nichts zu essen hatten und Wochen, die wir auf der Straße übernachten mussten.
Als wir endlich in Deutschland angekommen sind, habe ich sofort angefangen, Deutsch zu lernen. Ich war so motiviert, uns ein gutes Leben aufzubauen. Anfangs haben wir eine lange Zeit in einer Sporthalle gewohnt, gemeinsam mit vielen anderen Menschen. Wir hatten keine Privatsphäre und es entstanden viele Probleme. Zu der Zeit habe ich verstanden, dass es auch in Deutschland, mit all den Rechten für Frauen, schwierig für mich wird.
Aber ich hatte die Entscheidung zur Flucht selbst getroffen und ich wollte lernen, die Konsequenzen zu tragen. Das Heimweh, die Einsamkeit, der abgelehnte Asylantrag, die Tränen, all diese Dinge gehören zu meinem Leben. Aber Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung tun es nicht mehr.
Heute habe ich vieles erreicht: Vor Kurzem habe ich die C1-Prüfung abgelegt - sie war sehr schwer und ich hoffe, dass ich sie bestehen konnte. In Deutschland haben ich und mein Mann einen Sohn bekommen und wir können hier ein Leben als eine glückliche Familie führen. Gerne möchte ich demnächst eine Ausbildung anfangen und an meine früheren Ziele anknüpfen. Ich glaube, auf dieser Welt kann man alles erreichen, wenn man nur daran glaubt. Mir war es verboten, für mich selbst zu entscheiden, aber ich habe es trotzdem geschafft. Ich habe für meine Liebe, für mein Leben, für meine Rechte als Frau immer gekämpft und das werde ich auch weiter tun.
Verfasserin: Arezoo Farhadi
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