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"Das Licht am Ende des Tunnels" – Text zum Spandauer Mädchen*- und Frauen*März

In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal der Mädchen*- und Frauen*März mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen unterschiedlicher Organisationen und Träger des Bezirks Spandau statt. Das gesamte Programm können Sie auf der Webseite des Bezirksamts hier herunterladen.

Anlässlich der Veranstaltungsreihe rund um den Internationalen Frauentag am 8. März – von manchen auch als Frauenkampftag bezeichnet – möchten wir Frauen aus den Projekten der GIZ gGmbH diesen März zusätzliche Möglichkeiten einräumen, ihre Geschichten und Perspektiven mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hier ist eine von ihnen aus dem Projekt FEMPower:

Das Licht am Ende des Tunnels

Mein Name ist Leila. Ich bin 43 Jahre alt und komme aus Afghanistan. Als ich nur ein Jahr alt war, haben mich meine Eltern weggegeben und ich bin in eine Pflegefamilie im Iran gekommen. Sie waren sehr nett zu mir. Meine Pflegemutter war Analphabetin und als ich ein kleines Kind war, hat sie an einem kostenlosen Kurs für Analphabeten teilgenommen. Da ich im Iran nicht zur Schule gehen durfte, bin ich immer mit meiner Pflegemutter zu ihrem Kurs gegangen. So konnte ich lesen und schreiben lernen. Ich habe sogar so schnell lesen und schreiben gelernt, dass ich meine Pflegeeltern bald selbst zu Hause unterrichten konnte. Ich habe viele Bücher gelesen und alle Bücher, die andere Kinder in der Schule hatten und gelernt hatten, habe ich mir geliehen und alleine zu Hause gelernt. Jede Nacht habe ich von der Schule und von Mitschülern geträumt.

Nach ein paar Jahren durfte ich die 6. Klasse in der Schule besuchen. Da ich sehr gut in allen Fächern war, war eine Schule bereit mich aufzunehmen. Mein Traum wurde wahr, aber er hat nicht lange angehalten. Als meine Pflegemutter gestorben ist, musste ich meinen Pflegevater von da an selbst im Haushalt unterstützen. Zur Schule konnte ich nicht mehr gehen. Wenige Jahre später habe ich dann auch schon geheiratet. Trotz allen Schwierigkeiten, war ich mit mir und meinem Leben die meiste Zeit zufrieden. Mein Mann und ich haben 3 Kinder bekommen. Leider wurde mein erster Sohn sehr krank und im Iran gab es für ihn keine medizinische Behandlung.

Für mich gab es nur einen Wunsch, dass meine Kinder zur Schule gehen sollten und gesund leben sollten. Ich begriff, dass das etwas war, etwas was ich ihnen im Iran nicht erfüllen konnte.

Darum habe ich beschlossen, meinen Kindern eine bessere Zukunft in einem anderen Land zu ermöglichen. Mein Mann konnte nicht mitkommen, da er sich um seine Familie im Iran kümmern musste. Wir haben uns also ganz alleine auf den Weg gemacht, um unserer Hoffnungslosigkeit zu entkommen. Ich habe mit meinen Kindern auf der Flucht viele Dinge erlebt. Niemals werde ich die Tage vergessen, an denen wir nichts zum Essen hatten und hungrig schlafen gingen. Aber wir haben nicht aufgegeben.

Seit 3 Jahren wohnen wir in Berlin. Mein großer Sohn wurde endlich behandelt! Alle drei Kinder gehen hier zur Schule. Ich habe diese meine Wünsche für meine Kinder erfüllen können. Jetzt habe ich sogar selbst wieder die Möglichkeit zur Schule gehen und Zeit für meine eigenen Wünsche. Ich liebe es zu lernen, genau wie ich es schon in meiner Kindheit geliebt habe.

Als eine alleinerziehende Mutter muss ich sehr viel für meine Kinder da sein. Sie sehen mich immer als eine fröhliche Frau, obwohl ich manchmal auch meine Tränen verstecken muss. Mittlerweile kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass meine Kinder nicht zur Schule gehen oder keine medizinische Behandlungen bekommen. Ich habe diese Veränderung in unserem Leben selbst ermöglicht, weil ich meine Ängste nicht ernst genommen habe und an das Licht am Ende des Tunnels geglaubt habe.

Verfasserin: Leila Hossaini

Das Projekt FEMPower wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales im Rahmen der Bezirklichen Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit gefördert.


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