Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit 2016 Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus. Zudem ist sie seit 2013 Mitglied im Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen. Im Februar dieses Jahres konnte sie sich persönlich ein Bild vom Projekt ABCami machen.
Warum finden Sie ABCami wichtig?
Der Schlüssel zu guter, sprich nachhaltiger Integrationspolitik ist, dass sie systematisch Hürden wegräumt und für alle Menschen in unserer Gesellschaft Zugänge ermöglicht, für geflüchtete Menschen ebenso wie für hier geborene Menschen, die mit ähnlichen Hürden konfrontiert sind. ABCami ist in dieser Hinsicht ein Vorzeigeprojekt, denn hier wird Alphabetisierung als gruppenübergreifendes Phänomen angepackt – und nicht ein spezifisches Kursangebot beispielsweise nur für Geflüchtete geschustert. Das bedeutet, dass an den Kursen alle Erwachsenen teilnehmen können, egal wie lange sie schon in Deutschland sind und dass der Ansatz auch auf andere Zielgruppen übertragbar ist.
2. Was gefällt Ihnen am ABCami-Ansatz?
ABCami erreicht die Menschen direkt dort, wo sie in ihrem Alltag sind, an Orten, wo sie sich in ihrem vertrauten Umfeld wohlfühlen: in Moscheegemeinden und bald mehr auch in Kirchengemeinden. Gerade bei einem sensiblen Thema wie Alphabetisierung, wo es viele Berührungsängste gibt, ist ein niedrigschwelliger Zugang unumgänglich. Ein weiterer konkret und sehr nachhaltig gedachter Aspekt ist, dass die Leiterinnen und Leiter der ABCami-Kurse im Rahmen ihrer Unterrichtstätigkeit eine Qualifizierung zur/m LehrerIn für DaZ (Deutsch als Zweitsprache) durchlaufen, so dass sie später auch Sprach- oder Integrationskurse anbieten können.
3. Was wünschen Sie sich vom Projekt?
In Deutschland gibt es 7,5 Millionen Menschen mit funktionalem Analphabetismus - auch wenn viele davon berufstätig sind und gelernt haben, die Problematik im Alltag zu umschiffen. Darunter sind natürlich auch viele Deutsche ohne Migrationshintergrund. Von meinem Besuch bei ABCami weiß ich, dass einige von ihnen in die Lerncafés kommen. Das ist super, und man kann sich nur wünschen, dass ein Unterrichtskonzept nach dem Vorbild von ABCami für Deutschsprachige ohne Migrationshintergrund entwickelt wird, das diese ähnlich gut dort abholt, wo sie sich in ihrem Alltag aufhalten.
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