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Stellungnahme zum Neuköllner Projekt „Anlauf- und Dokumentationsstelle konfrontative Religionsbekundung“

Die gemeinnützige Gesellschaft für interkulturelles Zusammenleben (GIZ) wurde im Jahr 2000 als Migrantenorganisation gegründet. GIZ ist anerkannter Jugendhilfe- und Integrationskursträger und zertifizierter Bildungsträger sowie anerkannter Erwachsenenbildungsträger. Der Sitz des Trägers befindet sich in Berlin-Spandau. Der Träger hat über 110 sozialversicherungspflichtig Angestellte mit über 40 Muttersprachen.

Im Bereich Schulangebote bieten wir Lernförderung nach dem BuT, Unterstützung im Bonusprogramm, Schulhilfe, Ferienschulen und „Stark trotz Corona“ an. Die fast 40 pädagogischen Assistent*innenen der GIZ sind an 15 Schulen in Spandau, Mitte, Reinickendorf und Neukölln verortet. Sie sind im Alltag der Schule fest verankert, begleiten die Schüler*innen und unterstützen die Lehrkräfte über Jahre im Schulalltag. So beobachten die pädagogischen Assistent*innen durchaus Konflikte im Schulalltag und agieren selbst als Vermittler*innen. Unsere Kolleg*innen können nicht bestätigen, dass „konfrontative Religionsausübung“ eine häufige Ursache von Konflikten darstellt. Teilweise werden pauschale rassistische Beleidigungen wahrgenommen, allerdings nicht im Rahmen von Religionsausübung. Problematisch sehen wir, dass die Anlaufstelle sich nicht spezifisch an diskriminierte Schüler*innen richtet, sondern an das Lehrpersonal. Dadurch werden nicht die Situationen aus Sicht von Betroffenen dokumentiert, sondern deren Interpretationen.

Das Projekt SuRe online bietet pädagogischen Fachkräften an Berliner Schulen die Möglichkeit kollegiale Fallberatung online durchzuführen. Im speziell entwickelten Onlinetool können sich pädagogische Fachkräfte strukturiert zu konkreten Situationen der pädagogischen Arbeit anonym austauschen und Lösungsansätze finden (https://sure.giz.berlin). In der Onlinecommunity haben sich seit 2019 über 650 pädagogische Fachkräfte aus Berliner Schulen im gesamten Stadtgebiet registriert. Von bisher 450 eingetragenen Situationen, haben lediglich zwei Situationen einen Bezug zu Thematiken mit Religionsbezug. Das Neuköllner Projekt richtet sich vornehmlich an Schulleitungen, Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen, ein mulitprofessioneller Austausch bspw. mit Erzieher*innen, Schulpsycholog*innen, Lernförder*innen etc. ist nicht möglich. Zudem wird nur ein Stadtteil fokussiert und eine direkte und lösungsorientierte pädagogische Bearbeitung fehlt aus unserer Sicht.

Mit den Berliner Registerstellen (https://www.berliner-register.de/) wurden Stellen zur Meldung und Dokumentation von rassistisch, antiziganistisch, antimuslimisch, anti-schwarz, antisemitisch, extrem rechts, LGBTIQ*feindlich, behindertenfeindlich, sozialchauvinistisch und antifeministisch motivierten Vorfällen geschaffen, die sich in allen Berliner Stadtbezirken ereignen. Diese Vorfälle werden berlinweit gesammelt, ausgewertet und veröffentlicht. Als Registerstelle Spandau müssen wir trotz steigender Vorfallszahlen mit Mittelkürzungen umgehen, während andere Angebote gleichzeitig neu ausgestattet werden. Die vorhandenen berlinweiten Dokumentationsstellen, ADAS und BeNeDisk, die viel weiter gefasst sind und leider auch unterfinanziert, sind aus unserer Sicht ausreichend, zumal sie jede Diskriminierung und die Perspektive von Betroffenen erfassen, nicht ausschließlich die der Lehrkräfte.

Wir bitten unsere Erfahrungen in die Überlegungen zur Einrichtung der Anlaufstelle einzubeziehen.

Susanna Fischer & Katrhrin Kern & Anne Sauer & Britta Marschke

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