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Eine Zukunft in Deutschland - Text zum Spandauer Mädchen*- und Frauen*März

In diesem Jahr findet bereits zum zweiten Mal der Mädchen*- und Frauen*März mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen unterschiedlicher Organisationen und Träger des Bezirks Spandau statt. Das gesamte Programm können Sie auf der Webseite des Bezirksamts hier herunterladen.

Anlässlich der Veranstaltungsreihe rund um den Internationalen Frauentag am 8. März – von manchen auch als Frauenkampftag bezeichnet – möchten wir Frauen aus den Projekten der GIZ gGmbH diesen März zusätzliche Möglichkeiten einräumen, ihre Geschichten und Perspektiven mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hier ist eine von ihnen:

Eine Zukunft in Deutschland

Frau Essa denkt an die Zukunft ihrer in Deutschland geborenen Tochter. Das tröstet sie etwas über die schmerzvollen Verluste und die erlittenen Strapazen hinweg. Ihre Kleine geht inzwischen in den Kindergarten. Ihre Verluste teilt Fr. Essa mit vielen jungen Menschen aus Syrien zwischen 25 und 35 Jahren.

Sie ist froh über die Unterstützung, die sie als Starthilfe erhält, wie monatliche Leistungen für den Lebensunterhalt, eine Wohnung und die Sprachkurse. Sie denkt aber auch an den Überlebenskampf ihrer in Syrien verbliebenen Familie und möchte sobald wie möglich ihren Familienmitgliedern unter die Arme greifen. Das sei ihre Pflicht und das gibt ihr auch Kraft. Schon seit langer Zeit versucht sie, ihren eigenen Weg in Deutschland zu gehen.

Sie hat bereits in ihrer ersten Schwangerschaft versucht, ihr noch nicht geborenes Kind in Kitas anzumelden, was jedoch erst nach der Geburt ihrer Tochter möglich war. Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, ihre Tochter mit einem Jahr zur Kita zu bringen. Es sollten aber zweieinhalb Jahre vergehen, bis dies Wirklichkeit wurde. Sie ließ in der Zwischenzeit ihre Tochter in mehreren Kitas auf Wartelisten eintragen. Alle zwei Monate suchte sie Kitas auf, um an ihren Bedarf zu erinnern. Schließlich erhielt ihre Tochter Platz in der bevorzugten Kita. Die Eingewöhnungszeit im Februar diesen Jahres verlief ohne Probleme. Die Zweieinhalbjährige genießt inzwischen den Kita-Alltag.

Der Kindergartenplatz erlaubt Frau Essa endlich, wieder nach vorne zu schauen, um für sich aber auch für ihre verwitwete Schwester und ihren verwitweten Vater zu sorgen. Frau Essa möchte ihre Deutschkenntnisse verbessern und sie auf ein Niveau bringen, das ihr erlaubt, einen Beruf in der Apotheke auszuüben. Durch Geburt und nicht gelungene Kinderbetreuung konnte Frau Essa ihren Sprachkurs unterbrechen. Auf eigene Faust versuchte sie, verpassten Unterrichtstoff sich selbst anzueignen und das mit vielfältigen Mitteln. Sie verfolgte den YouTube-Kanal von Deiaa Abdullah. Sie sagt, das hätte ihr sehr geholfen, um Grundlagen der deutschen Sprache zu verstehen, aber auch um sich bestimmte Terminologien anzueignen.

Frau Essa erwartet nun das Ergebnis ihrer B1-Prüfung. Davon ist abhängig, ob sie dieses Sprachniveau wiederholen sollte oder einen Kurs höheren Sprachniveaus besuchen kann.
Erst in Deutschland kam sie mit der deutschen Sprache in Berührung. Neben Arabisch spricht sie ein wenig Englisch. Das Erlernen der deutschen Sprache ist in Syrien nicht so geläufig. Sie hatte anfangs große Mühe, einen Einstieg in die deutschen Sprache zu finden.

In der Zwischenzeit ließ sie über das Jobcenter ihren in Syrien erfolgten Abschluss in Betriebswirtschaftslehre und Marketing mit Nebenfach Rechtswissenschaften ins Deutsche übersetzen. Die Behörde prüft nun in einem zeitaufwendigen Anerkennungsverfahren den syrischen Abschluss.

Frau Essa möchte nicht so lange warten. Sie wird sich über eine verkürzte Ausbildung zur Apothekerin oder Erziehering informieren, in der sie zügig finanziell unabhängig wird. Externe Beratungsstellen können ihr hierbei Orientierung geben.

Ihr Ankommen in Deutschland war dennoch schwierig. Die Einsamkeit, die Sprachlosigkeit, das Gefühl von Verlorenheit. Letztlich brachten sie sie dazu, sich mit Frauen ihres Alters in Spandau zu vernetzen. Sie gründet eine facebookgruppe, in der sich syrische Frauen gegenseitig mit Rat und Tat unterstützen, sich gegenseitig stützen und sich über ihren Alltag in ihrem neuen Umfeld austauschen wie Wohnungsanzeigen, Arztpraxen, Öffnungszeiten von Sprachschulen oder ganz einfach Erfahrungen mit einem neuen Produkt. Über dieses Netzwerk habe Frau Essa viele Freundschaften schließen können.

Nichtsdestotrotz ist sie auf Sprachkundige angewiesen. Sie möchte auch hierbei unabhängig sein und sich selbst helfen. Inzwischen vereinbart sie selbständig Termine in Arztpraxen, erledigt ihre Angelegenheiten allein. Sie greift hierbei auf Hilfsmittel wie Google-Translator zurück. Sprachbarrieren motivieren sie, mehr an sich zu arbeiten. Sie hatte schon immer ein starkes Selbstvertrauen. Sie ist überzeugt, dass sie es schaffen werde.

Verfasserin des Textes ist eine Teilnehmerin der Frauenabgebote der GIZ gGmbH.

Das Projekt „Mütter in Arbeit" (MinA) wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales im Rahmen der Bezirklichen Bündnisse für Wirtschaft und Arbeit gefördert.


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