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Die Tagesschau in Einfacher Sprache

Die Tagesschau in Einfacher Sprache, darauf haben Lesende, Lernende und Fachkräfte lange gewartet. Seit gestern, seit dem 12. Juni 2024, gibt es sie, auf Tagesschau24 und Tagesschau.de wird sie täglich um 19:00 Uhr ausgestrahlt. In sieben Minuten kommen eine Handvoll Themen zum Zug, alle auf Kerninhalte reduziert und in kurzen Sätzen präsentiert. Genutzt wird ausschließlich ein Grundwortschatz, für das Verständnis sind weder Hintergrundwissen noch Transfers nötig und die Moderatorin Susanne Holst spricht etwas langsamer als üblich.

Das Ziel: Informationen für alle gleichermaßen zugänglich machen. Auch für Menschen, für die komplexe Sprache eine Hürde darstellt. Immerhin hat laut der LEO-Studie 2018 jeder achte deutschsprachige Erwachsene Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Zudem ist für einen nicht zu vernachlässigenden Teil der Gesamtbevölkerung Deutsch die Zweitsprache.

Im Lerncafe Spandau können gering literalisierte Erwachsene ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern. Sie sind Teil der Kernzielgruppe, für die die Tagesschau in Einfacher Sprache konzipiert worden ist. Wir werden das Angebot in den nächsten Tagen im Unterricht vorstellen und um Feedback bitten. Schauen wir einmal, wie gut es ankommt.

Wir als Lehrende sind zunächst einmal begeistert von dieser Initiative. Demokratie braucht Mündigkeit, informierte Menschen treffen informierte Entscheidungen. Der Deutschlandfunk hat u.a. mit seinem Wochenüberblick auf nachrichtenleicht.de schon wunderbare erste Schritte in diese Richtung gemacht, tagesaktuelle Nachrichten fehlten aber bisher. Dass sie jetzt existieren, bereitgestellt von einer seriösen Redaktion, ist eigentlich ein Gamechanger (keine Einfache Sprache!). Nur einen Wunsch hätten wir noch:

Die Tagesschau in Einfacher Sprache sendet eine reduzierte Zahl an Nachrichten, gestern waren es vier Meldungen. Es gibt dafür gute Gründe: Zum einen ist Reduktion ein Prinzip der Barrierefreiheit bzw. der Barrierearmut – man möchte weder kognitiv noch emotional überfordern. Zum anderen spielen bei dieser Entscheidung sicher Ressourcen eine Rolle. ABER demokratiefreundliche Mündigkeit bedeutet: Es gibt alle Informationen für alle. Entsprechend wünschten wir uns auch gleiche Tagesschauen für alle, die eine in Standardsprache, die andere in Einfacher Sprache. Vielleicht mit einem Wahlkonzept: Vier Nachrichten und das Wetter bis zur Pause, danach noch mehr Wissenswertes.

Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, wir sind zuallererst begeistert und freuen uns sehr für alle Menschen, für die Teilhabe nun wieder etwas näher gerückt ist. Kudos Tagesschau!

Julia Naji

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