Die Angebote und Weiterbildungskurse von GIZ besuchen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt. Sie alle haben Bildung unterschiedlich erfahren und bringen so die unterschiedlichsten Bildungsbiographien mit. Zum Welttag der Bildung am 24. Januar, der an das gemeinsame Bildungsziel der Weltgemeinschaft erinnert, gibt die Dozentin Ghazal Dabbaghi einen Einblick in die kontrastive Lerngruppe des Lerncafes Spandau. In der Gruppe lernen Farsi-sprechende Frauen mit Zurhilfenahme ihrer Herkunftssprache lesen und schreiben. Für einige ist es das erste Bildungsangebot in ihrem Leben.
Mehr als ein Jahr nachdem die Taliban Mädchen von der Sekundarschule ausgeschlossen hatten, verkündete das islamistische Regime am 20. Dezember 2022, dass Frauen in Afghanistan von der Bildung ausgeschlossen seien. Sie schlossen Schulen, Universitäten und Ausbildungszentren.
In unserer Lerngruppe im Lerncafe Spandau habe ich mit einigen Teilnehmerinnen darüber gesprochen. Als sie diese Nachricht hörten, wurden all ihre Hoffnungen und Träume zunichte gemacht. Sie sind verängstigt und blicken in eine hoffnungslose Zukunft. Sie alle denken über die unbekannte Zukunft nach, die vor ihnen liegt.
"Wenn man nicht lesen kann, hat man ein geringes Selbstwertgefühl oder fühlt sich beschämt, verängstigt und machtlos", berichtet eine Teilnehmerin. "Mein ganzes Leben lang hatte ich mit Ängsten zu kämpfen und war wegen meines Analphabetismus isoliert. Ich war immer unsicher in meinem Leben. Ich konnte nicht einmal Medikamente einnehmen, ohne Angst zu haben, weil ich sie nicht lesen konnte. Ich kann mich nicht gut ausdrücken. Manchmal kann ich meine Gefühle gar nicht benennen, weil ich nie die passenden Worte dafür gelernt und gelesen habe. Aber heutzutage fühle ich mich viel besser, denn ich kann nicht nur in meiner Muttersprache, sondern auch auf Deutsch lesen und schreiben.'"
Das Erlernen einer neuen Sprache ist für jeden eine Herausforderung, aber stellen Sie sich vor, Sie könnten nicht einmal in Ihrer eigenen Sprache lesen und schreiben. Das sagte mir eine andere Kursteilnehmerin aus Afghanistan.
Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Der Ausschluss von Frauen und Mädchen von der Sekundar- und Hochschulbildung verweigert ihnen nicht nur dieses Recht, sondern ist auch ein Vorgang, der für Afghanistan einen Rückschritt bedeutet. Es ist das offensichtlichste und grausamste Beispiel für Geschlechterapartheid im 21. Jahrhundert. Wir dürfen nicht vergessen, dass eine geschlossene Tür für die Bildung der Frauen eine geschlossene Tür für die gesamte Zukunft Afghanistans ist.
Sie brauchen Bildung, sie wollen studieren.
Sei ihre Stimme. Lass sie lernen.
#Letherlearn
Ghazal Dabbaghi
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